Die Geschichte der Österreichischen Militärmusik im kurzen Überblick

 

Die Militärmusik entwickelte sich bereits in der Frühzeit der Militärgeschichte.

 

Am Anfang war es das Spiel zur Angabe des Marschtempos und der Weitergabe von Befehlen der Landsknechte mit Flöte und Trommel, Pauken und Trompeten der Reiter.

 

1529, 1532, 1663-1664, 1683-1699, 1716

Türkische Musik-Banda - Musik der Janitscharen - vor Wien, Peterwardein, Mogersdorf, St. Gotthard oder bei Zenta - es war reine Kriegsmusik, erzeugt von dem Hauptinstrument, der „zurna“ (Kegeloboe), „nafiir auch boru“ (gewundene Trompete), „mehter düdüğü“ (ein flötenartiges Instrument), „def“ (ein fellige Rahmentrommel), „davul“ auch „dahol“ (zweifellige, zylinderförmige Rahmentrommel), die „nakkare“ (kleine Doppelpauken), die „tabılbaz“ (große Doppelpauken), „kös“ (große Pauken),“çağana“ (Schellenbaum), „zil“ (Paarbecken).

Gespielt wurde auf den Schlachtfeldern, in den Belagerungsgräben, oft tage- und nächtelang. Der Ruhm dieser „Mehterhâne“ als „Musik-Banda“ war auch in Friedenszeiten groß, so spielten diese auch bei Großveranstaltungen des Sultans.Bei uns wurden in dieser Zeit zu den Friedenszeiten dunkelhäutige, musizierwillige Kriegsgefangene auserwählt, eingekleidet mit abendländischen, aber auch mit k&k Uniformen.

 

12. September 1683

Der König von Polen "Johann III Sobieski" besaß bereits in seinem Heer eine "Türkische Musik" und diese wurde bei der "Schlacht am Kahlenberg" eingesetzt.

 

1699

"Friedrich August der I bzw. II", König von Polen, Kurfürst von Sachsen, Großfürst von Litauen, genannt "August der Starke", ließ eine 27 Mann starke Janitscharenkapelle aufstellen. Die Musiker die auf ihren 8 großen Trommeln, 4 Pauken, 4 Paar Becken und 9 Schallmaien spielten waren allesamt Sachsen in orientalischen Kostümen.

 

Um 1720

Die meisten adeligen Inhaber der Regimenter stellten die ersten "Regimentsbanden",  auch "Hautboistenbanda" genannt, mit folgender Besetzung auf:2 Oboen oder 2 Klarinetten, 2 Fagotten, 2 Hörnern und 2 Trompeten.

 

1741

Dieses Jahr gilt als das erste in der Entwicklung einer eigenständigen "österreichischen Militärmusik." "Franz Freiherr von der Trenck", slawonischer Großgrundbesitzer, stellte eine Truppe von ca. 1000 „Panduren“ auf. Mit diesen Einheiten kam er bis nach Wien, paradierte vor "Maria Theresia" und zog weiter in den Kampf nach Schlesien. Das "Wienerische Diarium" berichtete von dieser Parade: "Am 20. Mai 1741 zogen 22 Panduren-Kompanien zu 50 Mann an der jungen Thron-Erbin vorbei, begleitet von einer eigenen "Musikbanda" mit 12 Musikern!

 

Noch im selben Jahr wurde in Mailand eine "Hautboistenbanda des Deutschmeister - Regimentes" aufgestellt.

Diese beiden neugegründeten Musikkapellen markierten den Beginn eines musikalischen Werdeganges.

 

Um 1800

"Regimentsbanden" mit der Besetzung von 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörnern und 2 Fagotten bildeten die Basis zu Schaffung einer neuen Ära in der Geschichte der Militärmusik Österreichs!

 

1796

Das Jahrbuch dieses Jahrganges stellte fest: "Die Militärmusik ist entweder die "gewöhnliche Feldmusik" auch als "Musik-Banda" benannt, besetzt mit 2 Oboen 2 Fagotten und 2 Hörnern oder die "Türkische Musik" mit 2 Oboen, 2 Fagotten, 2 Klarinetten , 1 Okatvflöte, 1 Trompete, 2 Hörnern , 1 Triangel, 1 große Trommel, 1 kleine Trommel und 1 Paar Tschinellen.

 

22. 10. 1835

Eine Anordnung regelte bei außerdienstlichen Darbietungen, dass hin künftig auch Streichinstrumente vertreten sein mussten. Somit war es auch möglich ein vollwertiges symphonisches Orchester zusammenzusetzen!

 

Das 19. Jahrhundert

Das "Goldene Zeitalter" der Militärmusik, fast jedes der k&k Regimente ob Infanterie, Marine, die kaiserlichen Jäger bis zur Kavallerie und Artillerie, alle wollten eine eigene Musik.

So kam es, dass es bis 1918 in der ganzen Monarchie 113 Kapellen gab.

Die Musiker zeichneten sich über ihre sehr gute musikalische Ausbildung und der Beherrschung von mehreren Musikinstrumenten aus.

 

Kurze Übersicht über die Dauer der Militärzeit der Musiker:

Ab 1802: 10 Jahre später 14 Jahre

1842 - 1868: 8 Jahre

Ab 1868 - 1918: 3 Jahre

 

An der Musik mit den Werken großer Meister, wie Johannes Brahms, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn, Michael Haydn, Franz von Suppe´, Antonin Dvorak, Gioacchino Rossini, Richard Wagner, Johann Strauß Vater, Johann Strauß Sohn, Carl Michael Ziehrer, Franz Lehar, Julius Fucik. usw.,

erfreute sich die Zivilbevölkerung. Platzkonzerte in Parkanlagen, auf Promenadenplätzen, bei Versammlungen und verschiedenen Festzügen, aber auch in Konzert- und Theatersälen brachten den Militärkapellmeistern ein großartiges Prestige!

Zum Spielrepertoire gehörten neben Märschen, Polkas, Tänzen, Ouvertüren auch eigens von den Kapellmeistern zusammengestellten Potpourris aus Opern und Operetten, aber auch Symphonische Dichtungen.

Das Repertoire wurde bereits im Jahre 1886 streng überwacht.

Kein Auftritt durfte politischen oder demonstrativen Charakter besitzen.

Der Regimentskommandeur persönlich fungierte als Zensor und war persönlich dafür verantwortlich.

In dieser Zeit kam es immer wieder zu Spannungen zwischen Militär- und Zivilkapellen.

Die größten Probleme für die Zivilkapellen bestanden meist materieller Natur (Instrumente, Kleidung, Notenmaterial) aber auch mit dem hervorragenden Niveau der Militärmusiker konkurrieren zu können.

Einen ausgezeichneten Stellenwert erhielten die Zivilkapellen besonders im ländlichen Raum und in kleinen Städten.

Aber auch die Militärkapellen erfreuten mit ihren Konzerten die Bevölkerung in den Provinzbereichen. Hier bestand die Möglichkeit so manches Konzert ohne "Eintrittskarte" und ohne "Abendkleider" besuchen zu können.

 

20. September 1853

Auf Einladung des russischen Zaren "Nikolaus I." konzertierten 1500 Musiker, zusammengesetzt aus 13 Infanterie-, 13 Jäger-, 11 Kavalleriemusiken und 300 Trommlern, unter der musikalischen Leitung von Militärkapellmeister Andreas Leonhardt.

Zum Programm gehörten "Märsche", der "Zapfenstreich" des Militärkapellmeisters Andreas Leonhardt und "Tongemälde der berühmtesten Schlachten".

Dieses Konzert ging wahrhaft in die Geschichte ein.

 

1882

In einer Verordnung aus diesem Jahre wurde die Anzahl von 34 Musikern geregelt.

 

1851

Erschien das Werk "Systemisierung der Militär-Musikbanden" des Kapellmeisters "Andreas Leonhardt". Die Infanterieregimente hatten von nun an je 48 und Jäger- bzw. Kavallerieregimente 24 Militärmusiker.

Pro Regiment bestand die Möglichkeit weitere 12 Musiker aufzunehmen.

Die Militärkapellen der Infanterieregimenter wurden teilweise bis zu 80 Mann „aufgestockt“.

 

1889

In diesem Jahr kam es zur letzten Änderungen im Bereich der Personalstruktur des Militärorchesters. Seit dieser Zeit dienten bei der Regimentsmusik 43 Musiker.

Diese Besetzung blieb bis zum 1. Weltkrieg erhalten.

 

1918 - 1938

In der ersten Republik Österreichs fand die Militärmusik ihre Fortsetzung.

 

1955

Mit der Unterzeichnung des "Staatsvertrages" am 15. Mai 1955 und dem Wiederaufbau des österreichischen Bundesheeres fand auch die Militärmusik wieder ihren wichtigen Stellenwert.

 

2015

Im Zuge der Reform des Österreichischen Bundesheeres unter dem Verteidigungsminister Herrn Mag. Gerald Klug (Amtszeit vom 11.03.2013 bis 26.01.2016), wurden die Militärmusiken in den einzelnen Bundesländern auf "Ensemble der Österreichischen Militärmusik" unbenannt und die Anzahl auf 19 Militärmusiker festgesetzt.

Somit bestehen die einzelnen "Ensemble der Österreichischen Militärmusik"

aus 1 Offizier (Kapellmeister), 6 Unteroffizieren und 13 Rekruten.

Die Ausnahme bildet Wien mit der "Gardemusik" bestehend aus 60 Musikern bzw. Musikerinnen.

 

1. Juli 2016

Laut Bundesminister für Landesverteidigung und Sport, Herrn Mag. Peter Doskozil, entfallen die Bezeichnungen "Ensemble .. der Österreichischen Militärmusik".

Die ursprünglichen Namen der Militärmusikkapellen in den jeweiligen Bundesländern erlangen wieder ihre Gültigkeit.

 

Herbst 2016

Laut Bundesminister für Landesverteidigung und Sport, Herrn Mag. Peter Doskozil,

verfügen ab Herbst 2016 die Militärmusikkapellen in den jeweiligen Bundesländern (Ausnahme Gardemusik Wien) neben dem Militärkapellmeister über 15 Musikunteroffizieren und 30 Grundwehrdienern.

 

Die Dienstzeit setzt sich aus 6 Monate Grundwehrdienst und 7 Monate freiwilliger Verpflichtung zusammen.

Die Grundwehrdiener rücken bei der jeweiligen Militärmusik ein, werden dort als Soldaten und Militärmusiker ausgebildet, und rüsten dort wieder ab.

 

zuletzt geändert: 04.04.2020, Mathias Schuchter

 

© Gesellschaft zur Förderung der Militärmusik in Tirol